Hoch, höher, Pamir

In Osh beginnt der sagenumwobene Pamir Highway, die nach dem Karakorum Highway zweithöchste befestigte Fernstraße der Welt. Nie unter 3500 Metern gelegen, schlängelt sie sich auf einer Strecke von 1252 Kilometern durch die namensgebenden Berge bis ins tadschikische Chorugh und erreicht dabei am Ak-Baital-Pass eine Höhe von 4565 Metern. Zum Vergleich: die Dufourspitze, der höchste Berg der Schweiz, ist noch 30 Meter niedriger.

Wir brettern um die Kurve und es verschlägt mir den Atem. Ausnahmsweise aber mal nicht wegen der großen Höhe. Wobei, eigentlich doch.

Vor uns liegen nämlich plötzlich die höchsten Berge, die ich bisher gesehen habe: der Transalai, der nördliche Teil des Pamirs.

Der Anblick ist überwältigend und kommt nach der stundenlangen Fahrt durch braune Hügel völlig unerwartet. Wie eine weiße unüberwindbare Mauer erheben sich die Eisriesen abrupt aus der kargen Steppe. Ich denke daran zurück, wie ich zuhause in Berlin zwischen den Bücheregalen auf der Arbeit stand und mir genau diesen Moment vorgestellt habe. Und jetzt bin ich da. 4000 Kilometer weg von der lauten, modernen Metropole und stattdessen hier, auf dem Dach der Welt. Das Ganze ist so unwirklich und so schön, dass mir die Tränen kommen. Die meisten der Berge vor mir kann ich nicht benennen, aber einer sticht mir sofort ins Auge: der höchste von ihnen, der Pik Lenin.

Insgesamt führen ganze 16 Routen auf seinen 7134m hohen Gipfel, womit er der höchste Berg des Transalais und fünfthöchster des Pamirs ist.  Außerdem verläuft auf ihm die Grenze Kirgistans und Tadschikistans. Die Tadschiken haben ihn auf den unaussprechlichen Namen Pik Abuali ibni Sino umgetauft. Der Pik Lenin gilt als einer der am leichtesten zu besteigenden 7000er überhaupt. Trotzdem ist er nicht zu unterschätzen – 1990 kamen bei einem Besteigungsversuch 43 Bergsteiger ums Leben – das schwerste Bergsteigerunglück in der Geschichte der Sowjetunion. Es ist vielleicht nicht unbedingt der allerschönste Berg, aber mit seinem flach ansteigenden Grat mit dem Zipfel hat er allemal Wiedererkennungswert.

Insgesamt 5 Siebentausender liegen auf dem ehemaligen Gebiet der Sowjetunion. Noch heute verleihen die GUS-Staaten den Schneeleopardenorden an jene, die alle besteigen.

Es ist dunkel und sehr still in dem Lehmzimmer. Durch den Gardinenspalt blicke ich nach draußen in die Nacht. Ein merkwürdiges Gefühl macht sich in mir breit. Obwohl wir inmitten einer Stadt in einem gut gefüllten Guesthouse schlafen, bin ich mir der Leere um uns mehr bewusst denn je. Der Steppe, die direkt vor der Haustür beginnt und den kilometerhohen Bergen um uns herum. Es fühlt sich an wie das Ende der Welt.

Ich wälze mich auf der Matratze hin und her und rutsche noch tiefer in die dicken Decken. Die Berge schimmern im silbernen Mondlicht. Sie wirken geheimnisvoll und verlockend und stark. Irgendwann schlafe auch ich ein.

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